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Schlagwort: Leonard Slatkin

André Dussollier · Isabelle Druet · Orchestre National de Lyon, Leonard Slatkin: Maurice Ravel – Orchestral Works · 5

Maurice Ravel, 1925, Von Unbekannt The image holder, the Bibliothèque nationale de France has not identified a photographer. (Follow link and click on "Detailed information".) - Bibliothèque nationale de France, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11402630Man mag es kaum für möglich halten, aber es gibt immer noch Werke eines so populären Komponisten wie Maurice Ravel (1875–1937), die selbst einem Kenner seines Œuvres unbekannt sind. Dabei ist die nun anhand der Orchesterpartitur und einer Klaviertranskription von Leonard Slatkin rekonstruierte Bühnenmusik zu „Antar“ so gelungen und originell, wie ihre Entstehungsgeschichte ungewöhnlich ist.

Im Jahre 1910 beauftragte das Pariser Théâtre de l’Odéon Ravel mit der Komposition einer Bühnenmusik für das Theaterstück „Antar“ nach einem Libretto des französischsprachigen libanesischen Schriftstellers Chekri Ganem. Die tragische Liebesgeschichte geht auf die vorislamische Legende des Kriegers Antara ibn Shaddād zurück, der im selbst gewählten Exil in der Wüste lebt und die Feenkönigin von Palmira Gul-Nazar in Gestalt einer Gazelle rettet. Sie gewährt ihm drei Wünsche – Rache, Macht und Liebe – dann verliebt er sich in sie. Als seine Liebe verebbt, tötet sie ihn (auf eigenen Wunsch) mit einem leidenschaftlichen Kuss.

30 Jahre Naxos – Die Jubiläumsedition

30 Jahre Naxos sind wahrlich ein hervorragender Grund, um eine Jubiläumsedition herauszugeben. 1987 von Klaus Heymann gegründet, revolutionierte das Label die Klassikwelt nachhaltig. Zum einen machte Naxos das Standardrepertoire in hochwertigen Aufnahmen einer breiten Käuferschicht dank deutlich niedriger Preise zugänglich, zum anderen bot die Plattenfirma von Anfang an jungen, talentierten Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform, um auf sich aufmerksam zu machen, auch wenn sie nicht in den (selbst ernannten) Wiegen der westlichen Kultur aufgewachsen waren. Bei Naxos zählte von Anfang an das Talent, nicht die Herkunft des Künstlers. Im verstaubten Klassikbetrieb war dies in den 1980er Jahren keine Selbstverständlichkeit. Das größte Verdienst des Labels war es allerdings, dass es sich nicht auf das hinlänglich bekannte Repertoire beschränkte, sondern bald auch Musik von (im Westen) unbekannten Komponisten aufnahm. Die „Local Heroes“ der vergangenen und gegenwärtigen Komponistenszene erhielten endlich eine internationale Plattform mit modernen State-of-the-Art-Aufnahmen. Zeitgenössische US-amerikanische Musik, nordische Romantik, osteuropäische Musik der Moderne, Raritäten und die Perlen vergessenen Meister der Vergangenheit: Der Naxos-Katalog wuchs und gedieh und setzte auf Repertoirevielfalt statt abgegriffenem Einerlei.

Spirito · Orchestre National de Lyon, Leonard Slatkin: Ravel – Orchestral Works · 4

Maurice Ravel, 1925, Von Unbekannt The image holder, the Bibliothèque nationale de France has not identified a photographer. (Follow link and click on "Detailed information".) - Bibliothèque nationale de France, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11402630

»Mein Meisterwerk? Der Boléro natürlich. Schade nur, dass er überhaupt keine Musik enthält.«

Maurice Ravel war der phänomenale Erfolg seines „Boléro“ zeitlebens suspekt. Kein anderes Werk des französischen Komponisten ist auch nur annähernd so bekannt wie der rund 15-minütige Tanz, der für Ravel lediglich eine »simple Orchestrationsübung« war. Auch heute dominiert in der öffentlichen Wahrnehmung der „Boléro“ Ravels Schaffen. Dabei hat das Œuvre des französischen Nationalkomponisten viel mehr einzigartige Orchesterwerke (im wörtlichen Sinne) zu bieten, als jene berühmten 15 Minuten. Ravel war wirklich keiner, der sich in seinen Werken gerne wiederholte.