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Schlagwort: 21. Jahrhundert

Brasil Guitar Duo · Delaware Symphony Orchestra, David Amado: Leo Brouwer – The Book of Signs · Paulo Bellinati – Concerto Caboclo

Das 20. Jahrhundert war (in gewisser Weise) das Jahrhundert der Gitarre in der klassischen Musik (in der populären Musik, spätestens ab den 1960ern sowieso). Ausgelöst durch die charismatische Wirkung Andrés Segovias wandten sich viele zeitgenössische Komponisten der Gitarre zu. Nach Segovia folgten weitere Gitarristen (Julian Bream, John Williams, Los Romeros und Narciso Yepes, um einige der populärsten Namen zu erwähnen), die Komponisten zu neuen Werken inspirierten oder diese gar direkt damit beauftragten.

Dieser Trend hat sich auch im frühen 21. Jahrhundert fortgesetzt. Neue Gitarrenkonzerte von namhaften Komponisten sind keine Seltenheit mehr. Zwei der interessantesten aktuellen Beiträge zur Gattung kommen (wie so viele) aus Lateinamerika, namentlich „The Book of Signs“ des Kubaners Leo Brouwer (*1939) und das „Concerto Caboclo“ des Brasilianers Paulo Bellinati (*1950). Bei beiden handelt es sich um Konzerte für zwei Gitarren und Orchester. Während Brouwer weltweit als einer der wichtigsten lebenden Komponisten für Gitarrenmusik gilt, ist Bellinati außerhalb seiner Heimat eher ein Geheimtipp, zumindest unter der Nicht-Gitarren-affinen. Sowohl Brouwer als auch Bellinati sind selbst virtuose Gitarristen. Das Brasil Guitar Duo, bestehend aus João Luiz und Douglas Lora, hat die beiden Konzerte als Weltersteinspielung gemeinsam mit dem Delaware Symphony Orchestra unter David Amado eingespielt.

Perttu Kivilaakso · Joonatan Rautiola · Jonte Knif · Jyväskylä Sinfonia, Ville Matvejeff – Olli Virtaperko: Romer’s Gap — Three Concertos

Zu den wenigen dauerhaften und dauerhaft erfolgreichen Projekten, die Elemente der klassischen Musik mit moderner Rockmusik verbinden, gehört die finnische Musikgruppe Apocalyptica. Die vier Cellisten coverten zunächst Songs ihrer Lieblingsband Metallica, später spielten sie auch Nummern anderer Gruppen und komponierten zunehmend selbst. Der Klang des elektrisch verstärkten Cellos wurde zum Markenzeichen der Band, deren Mitglieder ausnahmslos Absolventen der renommierten Sibelius-Akademie in Helsinki sind. Der Cellist Perttu Kivilaakso stieß früh zur Band und übernimmt seit 1999 üblicherweise die erste Stimme.

Auch der Komponist und Cellist Olli Virtaperko (*1973) hat eine (musikalische) Vita, die stets die klassische Musikwelt mit der Popkultur verband: Virtaperko ist Absolvent der Sibelius-Akademie (und der Universität Edinburgh). Zwischen 1995 und 2001 war er Sänger der populärsten Rockbands Finnlands Ultra Bra, gründete gleichzeitig (genauer gesagt 1995) sein Alte-Musik-Ensemble Ambrosius und arrangierte u.a. die Musik Frank Zappas (selbst ein Grenzgänger zwischen den musikalischen Welten) für Barockinstrumente. In den auf „Three Concertos“ zusammengefassten Konzerten experimentiert Virtaperko mit modernen, zeitgenössischen Ausdrucksformen der klassischen Musik und ungewöhnlichen Soloinstrumenten. Neben Kivilaaksos elektrisch verstärktem Cello auf dem Herzstück des Albums „Romer’s Gap“, übernimmt auf „Multikolor“ das Baritonsaxophon von Joonatan Rautiola den Solopart während auf „Ambrosian Delights“ Jonte Knif mit dem von ihm selbst entwickelten analogen Synthesizer Knifonium zu hören ist. Die Solisten werden von der Jyväskylä Sinfonia unter Ville Matvejeff begleitet. Das Orchester gehört zu den erfolgreichsten Klangkörpern Finnlands und hat bereits fast 40 Alben (die meisten auf Ondine) aufgenommen.