Sie ist eine der großen und bereits legendären Sopranistinnen: Die 1946 im slowakischen Bratislava als Tochter einer ungarischen Mutter und eines deutschstämmigen Vaters geborene Edita Gruberová. Schon als 21-Jährige debütierte sie in Rossinis „Il Barbiere di Siviglia“. Das ist nun 50 Jahre her, und so feiert die Sängerin in diesem Jahr dieses ganz besondere Bühnenjubiläum. Natürlich war ihr Name jahrelang mit der Wiener Staatsoper verbunden, an die sie bereits 1971 verpflichtet wurde. Doch Gruberovás ersungener Ruf eilte in die ganze Welt. Und so trat sie in Zürich, an der MET in New York, in der Mailänder Scala oder am Royal Opera House in London auf, um immer wieder den ihr zugedachten Rollen in Mozarts wie in Verdis, Offenbachs oder Richard Strauss’ Opern eine neue Ausdrucksintensität zu verleihen.
Mit dem Münchner Rundfunkorchester ist sie seit vier Jahrzehnten verbunden, schon 1978 nahm sie Mozarts „Entführung aus dem Serail“ mit den Münchnern unter Heinz Wallberg auf. Grund genug für den Bayerischen Rundfunk tief in seine Archive zu blicken – und zum 50. Bühnenjubiläum Aufnahmen mit dem Rundfunkorchester der bayerischen Landeshauptstadt aus den Jahren 1983 bis 2000 zutage zu fördern und als Hommage auf einem Album zu vereinen.
Und was hört man da für eine Sängerin! Ohne Vergleiche zu heute berühmten Sängerinnen dieses Genres herzustellen, kann man bei Gruberová ohne Übertreibung von Größe und einer unvergleichlichen Technik sprechen, wobei gerade die schwierigsten Passagen, beispielsweise in Mozarts Motette „Exsultate, jubilate“ und seinem „Laudate Dominum“ aus der „Vesperae solennes de confessore“, mit solcher Natürlichkeit interpretiert werden, dass man kaum glauben mag, dass die Gruberová dieses Repertoire so selten gesungen hat. So lernt man diese legendäre Sängerin nun auf diesem Album von einer neuen, einer anderen Seite kennen. Und wer nun behauptet, dass Mozart ohnehin immer „operesk“ schrieb, dem sei Michael Haydns „Lauft, ihr Hirten, allzugleich“ aus dessen „Deutschem Offertorium“ von diesem Album ans Herz gelegt. Natürlich ist die sogenannte „Wahnsinns-Szene“ aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ unter der Leitung des ausgemachten Donizetti-Spezialisten Lamberto Gardelli das wahrscheinlich beste Indiz für die stimmliche Faszination, die Edita Gruberová all die vergangenen Jahrzehnte auf Kollegen und Gesangsliebhaber ausübte: Sie brilliert, sie lebt diese Szene, sie ist überzeugend und technisch im Jahre 1983 in ihrer besten Reifezeit!
Gut, dass der Bayerische Rundfunk sich in die Tiefen des Archivs begeben hat, um diese unvergleichlichen Schätze zu bergen!
Auf naxos.de findet man verschiedene Bezugsquellen für das Album, digital und physisch.
Schreibe den ersten Kommentar