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Schlagwort: Bearbeitung

Gleichzustellen mit männlichen Kollegen – Emilie Mayers Kompositionen

Es ist in heutigen Zeiten, in denen es ebenso viele wie erfolgreiche Musikerinnen in der Welt gibt wie Männer, dass es Zeiten gab, als gerade die Damen von der Musikwelt nicht anerkannt wurden. Zwar durften die Frauen im 18. und 19. Jahrhundert durchaus in den eigenen vier Wänden musizieren und ihren künstlerischen Gedanken Ausdruck verleihen, aber ebenso wie in der Literatur wurden sie nicht als Schaffende in der Öffentlichkeit toleriert.

Kiev Virtuosi, Dmitry Yablonsky: Dmitri Shostakovich (arr. R. Barshai) – Chamber Symphony op. 73a · Symphony for Strings op. 110a

Machen wir uns nichts vor: Die wenigsten Bearbeitungen reichen an das Original heran. Etwas scheint (fast) immer verloren zu gehen, wenn man einen Teil der ursprünglichen Idee des Komponisten verändert. In seltenen Fällen gelingt es dem Bearbeiter, den Geist des Schöpfers zu erfassen und etwas Ebenbürtiges zu schaffen. In ganz seltenen Fällen entsteht etwas Neues, Kongeniales, das sowohl die eigentliche Handschrift des Komponisten transportiert als auch einen eigenen Gedanken des Bearbeiters. Diese seltenen Transkriptionen schließen dem Hörer wohlbekannte Werke neu auf, gewinnen ihnen Nuancen ab, die zuvor verborgen blieben.

Rudolf Barschais Bearbeitungen der Streichquartette Dmitri Schostakowitschs zu „Kammersinfonien“ sind solch seltene Glücksfälle kongenialer Transkriptionen. Sie vermitteln Schostakowitschs psychologische Introspektionen unversehrt (denn nichts anderes sind die Streichquartette), Barschais Bearbeitungen addieren aber noch eine weitere dramatische Ebene, die aus Schostakowitschs privaten Ansichten eine allgemein gültige, universelle Aussage hinzufügen. Sie „übersetzen“ dem Kammermusik-ungeübten Hörer Schostakowitschs Subtilität in eine geradezu überwältigende Klangsprache.