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John Carpenter in association with Alan Howarth: Christine – Original Motion Picture Score

Retro ist in. Spätestens seit die US-amerikanische Science-Fiction-Mysteryserie „Stranger Things“ im Sommer 2016 einen regelrechten Retro-Hype mit Schwerpunkt auf die frühen 1980er Jahre auslöste, bezieht sich die aktuelle Popkultur wieder stärker auf die frühe Computer-Ästhetik und analoge Synthesizer-Musik.

Synthesizer-Musik in Soundtracks ist freilich keine „neue“ Erfindung. Bereits in den 1970er Jahren schufen die italienischen Progressive-Rocker von Goblin um den Keyboarder Claudio Simonetti einen düsteren, von Keyboards und Synthesizern geprägten Sound. Die Berliner Krautrocker von Tangerine Dream um Edgar Froese kreierten ebenfalls früh Filmmusik (u. a. für die ARD-Reihe „Tatort“) und der griechische Pionier der elektronischen Musik Vangelis (bürgerliche Evangelos Papathanassiou) komponierte mit der Musik zu „The Blade Runner“ einen Meilenstein des Genres. In Amerika war es vor allem der Drehbuchautor, Produzent, Schauspieler und Komponist John Carpenter, der mit Hilfe von damals hochmodernen Synthesizern und Sequenzern einen ganz eigenen Klang für seine düsteren Horrorfilme schuf. Die Soundtracks zur „Halloween“-Reihe (1978, 1981, 1982), „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980), „Escape from New York – Die Klapperschlange“ (1981) und „Christine“ (1983) waren, genau wie die Filme, wegweisend. Mit der engen Verknüpfung von Story und Musik gelangen John Carpenter audiovisuelle Gesamtkunstwerke.

Die Geschichte des Straßenkreuzers „Christine“ (ein 1958er Plymouth Fury in rot-weißer Speziallackierung), der zum Leben erwacht und seine Feinde, zuletzt seinen jugendlichen Besitzer tötet, ist eine der populärsten Geschichten des US-Autors Stephen King. Die Verfilmung war ebenso erfolgreich, nicht zuletzt wegen der (damals) zeitgemäß elektronischen Original-Filmmusik, die John Carpenter „in Zusammenarbeit mit“ („in association with“) Alan Howarth komponierte und die im krassen Kontrast zu den übrigen Rock’n’Roll-Songs des Soundtracks (von Buddy Holly, Dion and The Belmonts, Little Richard, Ritchie Valens u. ä.) steht. Die 18 kurzen Kompositionen („Arnie’s Love Theme“, „Obsessed with the car“, „Christine Attacks“ usw.) nehmen in ihren Titeln direkt Bezug auf die Handlung, doch – wie bei allen guten Soundtracks – funktioniert die Musik auch bestens ohne bewegte Bilder und ohne Kenntnis der Story.

Lange Zeit war die Vinyl-Ausgabe des Albums ausverkauft und wurde in Auktionen und bei Second-Hand-Börsen zu Mondpreisen gehandelt. Das auf Soundtracks spezialisierte Label Varèse Sarabande hat nun endlich die Original-Filmmusik zu „Christine“ in neuem, ansprechenden Artwork exklusiv auf blauem Vinyl wiederveröffentlicht.

Carpenters Musik hat auch nach über 30 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren. Die elektronischen Sound-Effekte, für die sich Alan Howarth hauptsächlich verantwortlich zeichnet, wirken auf den heutigen Hörer nostalgisch, aber nicht angestaubt. Die analogen und frühen digitalen Synthesizer evozieren eine Klangästhetik, die damals exotisch und modern, heute völlig vertraut ist. John Carpenter und seine damaligen Mitstreiter Simonetti, Froese und Vangelis haben mit ihren elektronisch geprägten Soundtracks Musikgeschichte geschrieben und eine (zumindest teilweise) Abkehr vom spätromantisch geprägten Klangideal der Hollywood-Musik vollzogen und gleichzeitig die Hinwendung zur Minimal Music antizipiert. Die Wiederveröffentlichung des Albums ist ein willkommener Anlass, sich wieder mit dieser „Epoche“ der Filmmusik auseinanderzusetzen, die zwischen 1975 und 1985 Sci-Fi- und Horrorfilme nachhaltig dominierte – und damit auch unsere stark visuell geprägte Popkultur.

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