Ein ganz persönliches musikalisches Highlight aus dem Jahr 2020 von Michael Aigner (General Manager Naxos Österreich).
Auch nach vielen Jahren in der Musikbranche passiert es mir immer wieder, dass ich von einem Produkt wirklich überrascht werde. Sowohl im Positiven als auch im Negativen.
Im vergangenen Jahr kam es zu solch einer positiven Überraschung. Es wurde auf dem Label ORFEO das Debutalbum eines jungen, venezolanischen, männlichen Soprans angekündigt. Der Name des Künstlers: Samuel Marino.
Hinter dem Titel seines Albums „Care Pupille“ verbirgt sich ein Programm mit Arien von G.F. Händel und Chr. W. Gluck. Prominent begleitet vom Händelfestspielorchester Halle, unter der Leitung von Michael Hofstetter.
Wie üblich bei Neuerscheinungen bekam ich kurz vor der Veröffentlichung ein Hörmuster und legte dieses bereits am selben Abend in den Player. Das dazugehörige Booklet lag als Informationsgeber über den Künstler und die Werke bereit.
Den Anfang macht eine Arie aus Händels Oper Berenice und bereits nach wenigen Augenblicken kam es zum berühmt berüchtigten Aha-Erlebnis. Da erklang eine junge, frische, sehr helle, äußerst wohlklingende Stimme, die man durchaus für einen Sopran halten könnte. Es war allerdings die eines 26-jährigen Mannes.
Die zweite Arie (das intime „Care selve“ von Händel) wurde berührend, mit so viel Feingefühl vorgetragen, wie ich sie selten zuvor erlebt hatte. Und das gepaart mit einer unglaublich sicheren aber trotzdem ganz zarten Höhe, welche die Emotionalität dieses Stückes bestens zur Geltung brachte.
Spätestens ab diesem Moment hatte mich die Aufnahme dieses jungen Ausnahmekünstlers vollständig in ihren Bann gezogen und ich war mehr und mehr begeistert. Soviel Gefühl und Wärme aber auch Strahlkraft und Virtuosität in den Koloraturen, wie z.B. in Händels Arie „Quella fiamma“ waren einfach begeisternd.
Parallel zum akustischen Erlebnis war es äußerst interessant die Biographie des jungen Sängers, seinen musikalischen Werdegang, über die bereits gesungenen Partien nachzulesen. Ebenso mit welchen Dirigenten und Orchestern er mittlerweile schon gearbeitet hat und über die Opernhäuser in denen er Auftritte hatte bzw. haben wird. Im Internet fand ich dann auch noch Informationen, wie es zu dieser außergewöhnlichen, sehr hellen Stimme gekommen ist, die wahrhaft einzigartig erscheint.
Von Arie zu Arie wurde meine anfängliche Begeisterung bestätigt. Auch das fulminante und grandiose Finale, mit der dem Album namensgebenden Arie „Care pupille“ aus Glucks Oper „Il Tigrane“ überzeugte mich. Mit all ihren wunderbaren Verzierungen, hohen Passagen ein mehr als gelungener Abschluss dieses herausragenden Albums.
Nach mittlerweile sehr häufigem Anhören der Aufnahme und in der Replik des abgelaufenen Jahres wurde diese besondere CD zu meinem ganz persönlichen musikalischen Highlight 2020, die ich jedem Fan von Barockmusik, Opern und herausragenden Stimmen nur wärmstens ans Herz legen kann. Viele teilen diese Begeisterung bereits, wie auch in der Fachpresse nachzulesen ist.
Samuel Marino uns im Shop auf NaxosDirekt.
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