Während seit Ende Juli wieder die Bayreuther Festspiele die Wagner-Fans aus der ganzen Welt anziehen und die High Society an den Premierenabenden ihr Schaulaufen veranstaltet, kommt der Organist und Dirigent Hansjörg Albrecht mit einem „kleinen“ Alternativprogramm für die Daheimgebliebenen daher: einer Neuaufnahme von Lorin Maazels Bearbeitung „Der Ring ohne Worte“. Es ist eine über 70-minütige Verdichtung des monumentalen „Ring-des-Nibelungen“-Zyklus auf die zentralen Orchestersequenzen. Dabei stammt jede Note von Wagner selbst, nichts wurde an den Verbindungsstellen hinzugefügt. Das Ergebnis ist quasi Wagners fundamentaler Zyklus „für (mit Verlaub) „Opernhasser“, die auf den Gesang in den stundenlangen Opern, nicht aber auf die Musik Wagners verzichten wollen. Und für die Bewunderer der Musik Wagners ist der „Ring ohne Worte“ eine hervorragende Gelegenheit, die Musik des Meisters noch einmal aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen.
Dabei ist Hansjörg Albrecht ein „Wiederholungstäter“: Bereits 2006 veröffentlichte er ein viel beachtetes Album mit einem Ring-Querschnitt in einem Arrangement für zwei Orgeln, ein zweites Wagner-Album mit Transkriptionen von fünf Ouvertüren für Orgel folgte 2013. Jetzt kehrt Albrecht abermals zu Wagner zurück, heuer mit ganzem Orchester, genauer gesagt der Staatskapelle Weimar. Und Weimar ist eben nicht eine x-beliebige Stadt, sie spielte in Wagners Biografie eine nicht unwichtige Rolle. In Weimar wohnte sein Freund und Förderer Franz Liszt, in Weimar erträumten Liszt und Wagner ein Festspielhaus, das dann in Bayreuth realisiert werden sollte, in Weimar wurde seine Oper Lohengrin uraufgeführt. Mehr als nur ein Hauch dieses wagnerianischen Geistes (und des lisztschen Enthusiasmus’) scheint auch heute noch die Staatskapelle Weimar zu beseelen, die hier unter eben Hansjörg Albrecht eine ganz formidable Figur macht.
„Der Ring ohne Worte“ ist, gerade in der kraftvollen, emotional aufgeladenen, aber angenehm unaufdringlichen Einspielung Albrechts, eine erstaunlich homogene symphonische Dichtung, die die bekannten Motive aus dem Ring geschickt miteinander verbindet. Hansjörg Albrechts überaus sorgfältige Deutung glänzt mit einem brillanten Orchesterklang – vor allem die Blechbläser und das Schlagwerk (wundervolle Effekte in der „Fahrt in Nibelheims „nächt’ges Land““) der Staatskapelle Weimar wissen zu beeindrucken. Die exzellente Aufnahmetechnik hat diesen orchestralen Klangrausch mustergültig eingefangen. Wer mit Wagners Opern nichts anfangen kann, dem sei diese CD wärmstens empfohlen. Sie legt frei, welch phänomenale Orchestermomente dem opernmüden Hörer entgehen; wer Wagners Opern liebt, findet in Hansjörg Albrechts „Ring ohne Worte“ eine ideale Ergänzung für die Sammlung.
Schreibe den ersten Kommentar