Die Adventszeit ist, musikalisch gesehen, eine aufregende Zeit – zumindest wenn man ein bekennender Weihnachtsmusik-Fan wie der Unterzeichnende ist. Der Markt ist freilich in den letzten Jahren immer unübersichtlicher geworden. Es bedarf nicht weniger Mühe, um die Spreu vom Weizen zu trennen und aus dem Wust von Neu- und Wiederveröffentlichungen die ausgezeichnete und wirklich lohnenswerten Ergänzungen für die Sammlung zu finden. Oder eben „das eine“ Album, das als Soundtrack für die Advents- und Feiertage taugt. „Christmas with Septura“ gehört definitiv zu meinen Favoriten des Jahres.
Das Blechbäserseptett hatte bereits in der Vergangenheit mit vier exzellenten Veröffentlichungen geglänzt: Ihre Alben mit Bearbeitungen romantischer Werke aus Deutschland (Naxos 8.573314), englischer und französischer Barock-Kompositionen (8.573386), russischer Highlights des 20. Jahrhunderts (8.573475) und polyphoner Meisterwerke der Renaissance (8.573526) waren echte Höhepunkte der letzten Monate, kein Wunder, wenn man die Besetzung genauer betrachtet. Das Ensemble besteht ausnahmslos aus Solisten führende britischer Klangkörper (London Philharmonic, London Symphony, Royal Philharmonic, Philharmonia, Aurora und Royal Liverpool Philharmonic). Ihre Intonation ist makellos, die Fingerfertigkeit beeindruckend, das Spiel ansatzlos. Mehr als einmal meint man zu herauszuhören, dass das hier nicht sieben hervorragende Musiker sind, sondern eine veritable Kirchenorgel mit Schwellwerk. Doch nicht nur die Technik ist makellos, auch die von den beiden künstlerischen Leitern Simon Cox und Matthew Knight verfassten Arrangements brechen aus dem üblichen Brass-Schema aus. Mit viel Gespür für den Ensembleklang als Einheit schrieben die beiden Bearbeitungen, die „aus einem Guss“ sind. Die Ergebnisse klingen völlig organisch. Nicht die brillanten Solisten, sondern das Ensemble ist hier der Star.
Gerade auf „Christmas with Septura“ kommen diese Ensemble-Tugenden zum Tragen. Das Album fasst weihnachtliche Highlights des Barock und der Romantik aus Deutschland, England und Russland zusammen, etwa „Es ist ein Ros entsprungen“, „In the Bleak Midwinter“, „Carol of the Bells“ und „Stille Nacht“, außerdem eine „Bach-Suite“ und eine „Händel/Messias-Suite“. So bekannt die Melodien auch sein mögen, so originell und frisch gelingt den sieben Spitzenmusikern die Umsetzung. Das Septett erhält den ursprünglichen Glanz und die Feierlichkeit der Vorlagen von Schütz, Bach, Händel, Tschaikowsky, Brahms, Rachmaninoff, Warlock usw. Es gewinnt den Werken gleichzeitig neue, mitunter geradezu kontemplative, andächtige Facetten ab – bestimmt nicht das, was man normalerweise von Blechbläsern erwarten würde. Statt auf aufdringliche oder gar „humorvolle“ Kapriolen zu setzen, konzentrieren sich Septura auf dem Album auf einen möglichst würdigen weihnachtlichen Grundton, der sich wie ein roter Faden durch die Arrangements zieht.
Das Ergebnis ist ein homogenes, technisch brillantes, musikalisch begeisterndes Weihnachtsalbum, das einmal mehr die Ausnahmestellung des Ensembles verdeutlicht. „Christmas with Septura“ ist auf jeden Fall eine Empfehlung, nicht nur für Brass-Liebhaber, sondern für alle, die festliche, gleichzeitig angenehm kitschfreie Weihnachtsmusik suchen.
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