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Noretta und John Leech: sie stehen ‘fortissimo’ hinter klassischer Musik und den Künstlern des ‘Keyboard Charitable Trust’

Foto: John Leech, Ilona Oltuski, Noretta Conci-Leech

Alles begann im Jahre 1991, als John Leech seine geliebte Ehefrau Noretta zum 60. Geburtstag mit einem bedeutsamen Geschenk überraschen wollte. Das Geschenk, das er auswählte, sollte im Leben vieler, begabter, junger Pianisten einen wirklichen Unterschied ausmachen. Das Geschenk, für das er sich entschied, bestand darin, dass sie beide zusammen dabei helfen würden, die Mühsal zu lindern, die viele junge Künstler durchlaufen, um die internationale Anerkennung zu erhalten, die sie verdienen und ihre Karriere als Künstler voranzutreiben.

Noretta Conci, selbst eine Konzertpianistin und bewundernswerte Lehrerin, war eine Studentin und Assistentin von Arturo Benedetti Michelangeli, einem der bekanntesten Pianisten Italiens. Aus dieser Verbindung entstanden viele Freundschaften innerhalb der Musikwelt.

Ihr Ehemann John, der von den vielen Belastungen berührt war, die von den begabten Künstlern, die er durch Noretta traf, ertragen wurden, dachte, dass er helfen könne. Er sah, dass diese Musiker ohne die Hilfe eines für sie arbeitenden Managements dringend internationaler Auftrittsmöglichkeiten bedurften. “Es gab nie irgendeine Art offizieller Unterstützung, nur ein paar engagierte Leute, die sie finanziell unterstützten und auf sie setzten,” sagte Leech.

Mit den starken Verbindungen von Leech zu europäischen und atlantischen Organisationen  – bedingt durch seine Karriere bei der ‘Commonwealth Development Corporation’ –  war es ihm möglich, für die neuen Talente, auf die Noretta bei Wettbewerben traf oder die auf sie durch andere Lehrer verwiesen wurden, neue Plattformen zu entwickeln und ein neues Publikum zu gewinnen. “Noretta machte sich zur Regel, dem ‘Trust’ nicht ihre eigenen derzeitigen Studenten zu empfehlen und Interessenkonflikte von Anfang an zu vermeiden,” sagte John Leech, der regelmäßig die Auftritte vieler Geförderter des ‘Keyboard Trust’ besucht. In der Tat, ich selbst habe im letzten Jahr dieses Paar, das den Charme der alten Welt ausstrahlt, beim Alessio Bax Konzert im Lincoln Center getroffen.

Der ‘Keyboard Charitable Trust’ hatte anfangs Alessios extrem erfolgreiche Karriere unterstützt und es war wunderbar zu sehen, dass sich ihr Interesse an ihm auch auf ihn persönlich erstreckte. Es war ein Beispiel für die starke Beziehung, die jeder ihrer Pianisten zu der Stiftung hat – und vor allem zu Noretta und John Leech selbst. Sie demonstrierte Norettas Fähigkeit, wahres Potential in einem jungen talentierten Instrumentalisten zu erkennen und zu würdigen.

Gemäss ihrer letzten analytischen Bestandsaufnahme, berichtet mir John, würden 38 Prozent der Künstler des ‘Charitable Keyboard Trust’ eine beachtliche Karriere als Auftrittskünstler auf den Bühnen der Welt machen und weitere 15-20 Prozent hohes akademisches Lob erfahren. Die Leeches sind der beste Maßstab für das, was ein Künstler erreicht hat, da sie wahrhaftige und ergebene Fans ihrer Künstler wie auch ihre Freunde sind.

Durch einen lustigen Zufall bemerkte ich, wie klein die Welt der Musik in Wirklichkeit ist: Ich besuchte die Veranstaltung vom ‘Keyboard Trust’ in der New Yorker  Steinway Hall, wo sie letzten Dienstag den fantastischen Sasha Grynyk vorstellten.

Am nächsten Tag aber traf ich sie zufällig bei der Lincoln Center Probe des italienischen Pianisten Francesco Libetta wieder, wo sie ihn umarmten und sich mit ihm in Italienisch, Norettas Muttersprache, unterhielten. Ich hatte am Tag zuvor mit dem etablierten Pianisten und Landsmann von Noretta ein Interview geführt, als er mir auch wirklich von seiner warmherzigen Verbindung und den großartigen persönlichen Beziehungen zu ihnen erzählte, die sie ihm großzügigerweise verschafft hatten und wie diese ihm auf seinem Weg geholfen hatten. Sie waren in der Steinway Hall aufeinander gestoßen, wo Libetta geübt hatte und so freuten sie sich darüber, seine Probe im Lincoln Center während ihrer wenigen Tage in New York mitzubekommen.

Natürlich weiss man nicht, welche persönliche Beziehung am Ende für einen jeden Künstler ausschlaggebend ist. ‘Keyboard Trust’ mit über 60 Niederlassungen in weltweit 11 Ländern – aber konzentriert sich auf den amerikanischen Kontinent, auf Deutschland, England und Italien – bietet wertvolle Gelegenheiten, Talent zu zeigen und es auf einige der renommiertesten Förderer klassischer Musik und einige ihrer führenden Künstler zu beziehen.

Im Jahre 1993 fand ein besonderes Benefiz-Konzert zur Unterstützung des ‘Keyboard Charitable Trust’ in der Londoner Royal Festival Hall statt – gegeben von Claudio Abbado mit dem Jugendorchester der Europïschen Gemeinschaft und dem Pianisten Evgeny Kissin. Zusammen mit Alfred Brendel wurde Claudio Abbado einer der ersten Kuratoren des ‘Keyboard Trust’, um sich für die hohen Standards künstlerischen Schaffens des Trusts auszusprechen. Die finanzielle Unterstützung von finanzstarken Geldgebern wie dem verstorbenen Marion Frank und Nicola Bulgari sind direkt für die Unterstützung von 140 außergewöhnlichen jungen Talenten verantwortlich.

Kissin hat selbst die großzügige Freundschaft und Gastfreundschaft der Leeches erfahren, als sie für Kissin und seine Familie während der frühen Jahre seiner phänomenalen Karriere als Gastgeber in London fungierten, um nicht irgendeinen seiner Freunde zu vergessen, die ihn mit offenen Armen willkommen geheißen haben. Aber die Leeches haben einen besonderen Platz in seinem Herzen inne. Und Noretta bewundert bis auf den heutigen Tag sein außergewöhnliches Talent: “Es gibt nur einen Kissin!” flüsterte sie mir bei verschiedenen Gelegenheiten, zu denen wir uns trafen, zu – so wieder bei der Vorschau der Van Cliburn Auktion bei Christies.

Am wichtigsten ist es für viele ihrer zuverlässigen Künstler, dass die bedingungslose Freundschaft von Noretta und John Leech die alltäglichen Geschäfte, Konzertveranstaltungen, Reisen und Übernachtungsquartiere zu etwas anderem werden lassen und die Erfahrungen dieser jungen Talente auf eine andere Ebene bringen, indem sie einem neuen Publikum begegnen und versuchen, sich einen Namen zu machen. Eine Kerngruppe von Anhängern und Kuratoren führen die Geschäfte für den ‘Keyboard Trust’, aber die zentrale Kraft, die alles zusammenbringt, liegt in den unermüdlichen Bemühungen der Person, der der ‘Trust’ gewidmet war: Noretta Leech.

Das wurde mir alles in einer Konversation  mit dem jungen Künstler klar, der vom Keyboard Trust in der Steinway Hall präsentiert wurde: Sasha Grynyuk. Er sagte, dass er es schätzen würde, wie sehr die Leeches persönlich engagiert seien, wenn sie all ihre Veranstaltungen organisieren und dass er auch wirklich ihre Anwesenheit genießen würde. Seine Beziehung zu ihnen begann vor sechs Jahren, als Noretta den ukrainischen Absolventen der Nationalen Musikakademie der Ukraine in London in London spielen hörte, wo er nun sein Zuhause hat und derzeit künstlerische Anleitung von Alfred Brendel und Murray Perahia erhält.

Vom ‘BBC Magazine’ und ‘International Magazine’ als aufstrebender Star ausgewählt, hat er soeben ebenfalls den Rio de Janeiro Internationalen Piano Wettbewerb gewonnen und die höchst renommierte Goldmedaille der Londoner Guildhall School.

Am meisten freut er sich über die Veröffentlichung seiner ersten Aufnahme, einer Zusammenstellung von Werken von Gulda und Glenn Gould. Er zeigte mir sein ursprüngliches Cover Design, das einen Stuhl aus Gold in einer Ecke schwebend darstellt – fast wie bei Chagall, wäre es nicht so sehr im Schwarz-Weiß Stil eines Apple Computergraphik Programms. Es ist wirklich originell, wie es ihm gelingt, Grynyuk mit Goulda und Gould in eine geometrische Linie zu stellen. Die Aufnahme wird am 4. Juni herauskommen. Er spielte mit großem Gespür und technischer Virtuosität einen Sampler von Gouldas vier bezaubernden Stücken vom ‘Play Piano Play’ in der Steinway Hall.

Als er wiedergibt, wie begeistert er ist, von Piano Classics (In den USA von Harmonia Mundi vertrieben)  für diese Gelegenheit ausgewählt zu werden, war er euphorisch und intelligent und er schaffte es, – ähnlich wie bei seinem eigenen Spielen – seine Geschichte mit gerade der richtigen Portion von komplexen Detail auszuschmücken. Zum Beispiel erzählte er mir, wie er die Rechte an dem Bild von Goulds Stuhl von Sony kaufen musste, die es für ihr eigenes Label benutzt hatten, aber wie es sich doch für ihn um ein wichtiges Detail handelte. Unsere Konversation wurde ein bisschen philosophisch, als wir über Musik und das Leben sprachen. “Es geht alles um die persönliche Energie und wie man Musik und das Leben integriert. Am Ende hängt das alles miteinander zusammen. Das Leben ist wie die Musik und wenn man es im Leben verliert, verliert man es auch in der Musik.” Ich denke, er bezieht sich hier auf den Enthusiasmus. “Es gibt plötzliche Offenbarungen. Manchmal löst man in der Musik Dinge, über die man im Leben nachdenkt und umgekehrt. Die Unmittelbarkeit, die stattfindet, wenn man Musik macht, ist ein Gemütszustand und nicht eine Begrifflichkeit. Für mich macht das Leben als Musik totalen Sinn.“

Die Kuratoren des ‘Keyboard Charitable Trust Board’ sind eine illustre Besetzung: Claudio Abbado, Alfred Brendel, Moritz Von Bredow, Richard Bridges, Nicola Bulgari, Noretta Conci-Leech, Sir Clive Gillinson, Leslie Howard, John Leech, Sir Geoffrey Nice, Geoffrey Shindler und Nicholas Snowman.

An alle noch unentdeckten Talente gerichtet: man kann sich beim ‘Keyboard Charitable Trust’ bewerben. Für mehr Information siehe man ihre Website: http://www.keyboardtrust.org/

Published inGrenzüberschreitend

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