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Die Mitglieder vom Emerson Streichquartett bereiten sich darauf vor, neue Höhen zu erklimmen

Das ursprüngliche Emerson Streichquartett (von links nach rechts) Eugene Drucker, Lawrence Dutton, David Finckel, Philip Setzer im WQXR-Greene Space

Gestern, am 6. Mai verabschiedete sich das ikonische Emerson Streichquartett mit einer kleinen Verneigung vor dem New Yorker Publikum und den Radiozuhörern im ‘Greene Space’ von WQXR, dem klassischen Rundfunksender New Yorks, bevor sie im Rahmen ihrer Abschiedstournee nach Washington für ihren letzten Auftritt im Baird Auditorium an der ‘Smithonian Institution’ aufbrachen.

Ihre letzte CD, die Journeys Aufnahme soll am 20.Mai herauskommen und während des Konzertes im “Green Space” wurde eine Auswahl der Werke von der CD vorgestellt, einschließlich von Schoenbergs Verklärte Nacht und Tschaikowskis Souvenir de Florence; bei beiden handelt es sich um Stücke für zwei Violinen, Violas und zwei Cellos. Das Quartett spielte diese Werke und nahm diese zusammen mit dem Violenspieler Paul Neubauer und dem Cellisten Colin Carr auf.

Das letzte Stück, Schuberts melancholisches C-Dur Streichquartett wurde von der Emerson Gruppe in der Formation gespielt, in der sie während der letzten 34 Jahre bekannt wurde, einer Zeit in der sie 9 Grammys einsammelten und 40 Plattenaufnahmen durchliefen. Das Quartett hat viele wunderbare Zeiten erlebt, doch selbst das beste Team kann sich vielen Herausforderungen gegenübersehen, wenn Jahr für Jahr mehr als 100 Konzerte auf 100 Reisen gegeben werden.

Trotz der aufmunternden C-Dur Tonart passten die melancholischen Melodien zur Stimmung und zur im Raum stehenden Frage: warum jetzt und warum überhaupt entschloss sich David Finckel, der Cellist der Gruppe, diese zu verlassen? Erst vor kurzem hatte er die anderen Mitgliedern des Quartetts davon in Kenntnis gesetzt. Als er von WQXR Radiomoderator Jeff Spurgeon nach den Gründen für das Verlassen des Quartetts nach so langer Zeit gefragt wird, schien seine Äußerung, noch weitere Höhen erklimmen zu wollen, nicht wirklich die ganze Wahrheit wiederzugeben; denn schon seit einiger Zeit scheint er mehr als genug zu tun zu haben.

Als Cellist ohne Frage eine energiereiche Triebkraft und offensichtlich eine großartige richtunsgebende Kraft, unterhält Finckel zusammen mit seiner Frau, der Pianistin Wu Han, ein Platten Label namens ArtistLed und ist künstlerischer Ko-Leiter der The Chamber Music Society of Lincoln Center und Begründer und künstlerischer Ko-Leiter von Music@Menlo. Finckel ist auch künstlerischer Ko-Leiter von Chamber Music Today wie auch von der Mendelssohn Fellowship in Korea; er wirkt als Professor für Cello an der Juilliard School, und auch als Gastprofessor für Musik an der Stony Brook University. Verglichen mit den anderen Mitgliedern des Quartetts erscheint es so, als ob Finckel schon immer viele weitere Rollen außerhalb Gruppe unter einen Hut zu bringen hätte, und auch als bedeutender Katalysator für den enormen Erfolg der Gruppe agierte.

Während Finkel zur letzten Ausgabe der Gruppe gehörte, nachdem er im Jahre 1979 Eric Wilson ersetzt hatte, wurde er zur tragenden Säule vom Emerson, wie wir es kennen: des Emerson, dass sich nun aufspalten wird.

Die Violinisten Philip Setzer und Eugene Drucker, die sich bei der ersten und zweiten Geige abwechseln und der Violenspieler Lawrence Dutton sind wunderbare Musiker, alle wurden vom Meister der alten Schule Menahem Pressler  des Beaux Arts Trio betreut. Die Wahl des neuen Cellisten, Paul Watkins weist auf eine erfolgreich Zukunft des Emerson Streichquartetts und seine Kontinuität über Generationen hin.

Der 43-jährige walisische Cellist und erste musikalische Leiter des Englischen Kammerorchesters ist dafür vorgesehen, Finkel schon bald zu ersetzen.

Paul Watkins, Foto: Washington Post

 

Finckels letzter Auftritt mit dem Emerson Quartett in Washington wird ein gemeinsamer Auftritt sein, der auch Watkins in seiner neuen Position vorstellen wird. Folgt man mittels Philip Setzers Beschreibung, im ‘Green Space’ Interview mit WQRX Moderator Jeff Spurgeon, war Watkins anscheinend sogar über London aus,  auf Abruf bereit. Selbst bevor Finckel seine offzielle Mitteilung machte, hatte Setzer bereits gegenüber seiner Frau erwähnt, dass Watkins, im Falle eines Falles, eine wunderbare Ergänzung für das Quartetts wäre.

Man muss an das im Film A Late Quartet dargestellte Drama denken, das gerade all die persönlichen Konflikte zwischen den unterschiedlichen Egos im Quartett berührt: diese miteinander vetrauten Kollegen, die sich angesichts konstanter Gegensätze um Harmonie bemühen müssen, aber auch mit Leidenschaft ihren eigenen Berufungen folgen und sich stetig darum mühen, ihren eigenen Stimmen Gehör  zuverschaffen.

Gut, vielleicht ist einfach die Zeit dafür reif, voranzuschreiten,  was immer auch die Gründe sein mögen, Emerson wird vermißt werden. Lange lebe das Emerson.

Published inGrenzüberschreitend

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