Vielleicht nicht ganz dem Geiste des amerikanischen Unabhängigkeitstages am 4. Juli entsprechend entschied ich mich mich dazu, einen Teil des Wochenendes um diesen Feiertag in Brooklyn bei ‘Barge Music’ in Begleitung zweier meiner deutschen Freunde zu verbringen: Beethoven und Schubert. An diesem Wochenende war die kleine Barkasse bis auf den letzten Platz besetzt und schaukelte leicht im Wasser gegenüber einem sehr nahen aber dennoch scheinbar fernen Zeichen der Zivilization: den Wolkenkratzern von Manhattan.
Das Programm wurde von Steven Beck und Philip Edward Fisher, den zwei äuberst kompetenten Pianisten gespielt, die mit akrobatischer Finesse ihre jeweiligen Teile auf dem gemeinsamen Klavierflügel aushandelten. Beethovens Große Fuge in B-Dur entpuppte sich als ein besonders abenteuerliches Unternehmen, als das Publikum mit grober Begeisterung das miterleben konnte, was der Komponist im Sinn gehabt haben musste, als er die Aufgabe eines ganzen Streichorchesters auf [die] zwei Pianisten an einem Instrument übergab. Nachdem sie das Konzert mit einer Zugabe der leichteren und eher aufbauenden Schubert Militärmärsche Op.51 in D-Dur beschlossen hatten, erkärte Fisher anteilnehmend: ”Wir hätten sie nicht nach dieser emotional auslaugenden Tönen nach Hause gehen lassen können.” Der Geist des 4. Juli wurde wiederbelebt und entließ die Leute in die warme abendliche Brise.
Die Pianisten, beide von ihnen ehemalige Juilliard Absolventen, kamen wieder für diesen Barkassenaufritt zusammen. Ich hatte die Gelegenheit mit Fisher zu sprechen, der seine Zeit zwischen seiner Heimat England und New York aufteilt. Wir diskutierten die Unterschiede englischer Musikausbildung und Geschäftspraktiken im Vergleich zu ihrem amerikanischen Pendant. Es gibt sicherlich subtile Unterschiede wie mir Philip gleich im Anschluss an das Konzert bei ein paar Drinks und am nächsten Tag mitteilte, bevor der vielseitige und zugängliche Künstler zu einem Auftritt nach Grobbritannien zurück musste .
Fisher erzählte mir, wie er im Alter von neun Jahren nach einem relativ späten Start zum Klavier gefunden hatte, sich dann aber Hals über Kopf diesem verschrieb, mit seinem ersten öffentlichen Aufrtitt nur ein Jahr später und dann wieder im Alter von zwölf Jahren, als er das Zweite Concerto von Schostakowitsch in der ‘Symphony Hall’ seiner Heimatststadt Birmingham gab.
Der junge Engländer begann seine musikalische Ausbildung unter dem Pianisten und Komponisten Philip Martin und wurde an der ‘Purcell School’ aufgemommen, da er Empfänger eines John Ogden Erinnerungs-Stipendiums (1993) war, welches es ihm erlaubte, seine Studien im Privatstudio von Professor Christopher Elton, dem Direktor für Keyboard an der ‘Royal Academy of Music’ in London fortzusetzen. Im Jahre 2001 bekam er ein Stipendium vom renommierten ‘Julius Isserlis Scholarship fund’, das ihm von der ‘Royal Philharmonic Society of London’ verliehen wurde, [und] welches Fisher, der immer an einem beitgefächerten Ansatz musikalischer Instruktion interessiert war, als einen sehr verdienstvollen jungen Künstler etablierte, dem es gelang, über seine Entwicklungsjahre hinweg inspirierende Pädagogen zu finden. Immer begierig etwas weiterzuerkunden, hatte Fisher ein Studium auf der anderen Seite des Teiches im Versier, wo er [schließlich] den Master-Abschluss nach einem Studium bei Joseph Kalichstein und Jerome Lowenthal erhielt.
Trifft man Fisher, der in zwei unterschiedlichen Zentren der Musikpädagogie gut aufgezogen wurde, so kommt einem sofort ein gewisses internationales Flair und eine gewisse internationle Anziehungskraft entgegen. Aus meiner Sicht geben ihm die besonderen unterschiedlichen kulturellen Einflüsse, die von seiner Persönlichkeit aufgenommen wurden, eine künstlerische Individualität, die ich vielleicht als eine beschreiben würde, die das beste beider Welten darstellt. Entgegen dem, wie man annnehmen sollte, lässt er verlauten, dass es bei Julliard war, wo er sich (in einer altmodischen Art und Weise) disziplinierter fühlte, als während seiner gesamten Studien in der alten Welt. Und es war durch seine neugefundenen New Yorker Kontakte im Musikgeschäft, dass es ihm gelang, seine beginnende Karriere als Aufnahmekünstler zu initiieren, obwohl er [auch] auf seine Verbindungen und Erfahrungen in der alten Welt zurückgreifen konnte.
Wonach jeder Künstler auf dem heutigen Markt, auf dem sich zuviele talentierte und gutausgebildete Musiker tummeln, Ausschau hält, brachte Fisher irgendwie in seiner Pendleraktentasche mit. Und dennoch, während er auf der Bühne wie auch in einer Konversation Sellbstvertrauen austrahlt, gibt es nichts Arrogantes oder Hochmütiges an ihm. In London würde man ihn am liebsten zu sich nach Hause zum Tee einladen. Da ich in New York lebe, brachte ich ihn zum Brunch mit nach Hause.
Als er sich in meinem Wohnzimmer hinsetzte, um eine wunderschön wiedergegebene Chopin Etüde (Op.25, Nr.1) wie auch eine glanzvolle Momentaufnahmen-Sampler von seiner zuletzt herausgegebenen CD für Chandos, The Mighty Handful, darzubieten, wurde mir klar: Dies ist wirklich eine vielseitige Pianostimme, nicht nur dank seiner Fähigkeit, ein breitgefächertes Repertoire auszudrücken, sondern durch seine Sensibilität, seine eigenen kulturellen und emotionalen Horizonte zu entdecken und auszuweiten.
Teil dieses Prozesses mag sich aus seinen emotionalen Erfahrungen entwickelt haben, die seine Entscheidungen hinsichtlich seiner beruflichen Laufbahn und persönlichen Beziehungen umgaben.
Als wir über seine Erfahrungen dieser letzten Jahre sprachen, berichtete er von seiner ersten Aufnahme der Händel ‘Keyboard Suites’ auf dem Naxos Label, welche als ein erster Teil im März 2010 bei großer Resonanz seitens der Kritik herausgegeben wurden und eine aufregende Erfahrung für Fisher darstellte. Naxos bot ihm die Chance, seine Meisteraufnahme zu machen, [und] sobald sie erstellt war, weiteres Marketing in die Hand zu nehmen, was Fisher zu den berühmten Abbey Road Studios führte, dem aufregenden Ort, den einst die Beatles für ihre eigenen Aufnahmen genutzt hatten. Fisher gelang es, einfallsreich bei der Sicherstellung von Geldmitteln vom Birmingham ‘City Council’ zu sein und engagierte den Produzenten, Ingenieur und Herausgeber Jonathan Allen von den Abbey Road Studios in London, um im August 2008 in der ‘Symphony Hall’ von Fishers Heimatststadt Birmingham die Aufnahme zu machen, dem Veranstaltungsort, an dem er bereits sein Auftrittsdebut mit Orchester hatte. Nachdem er es innerhalb der ersten Woche seit der Herausgabe in die ‘US Classical Billboard’ Charts schaffte, ist es nun der Plan, einen zweiten Teil von Händels Tasteninstrument Werken, die bereits aufgenommen sind, zu Anfang des nächsten Jahres 2012 folgen zu lassen. Für weitere Information zu dieser Aufnahme siehe ebenfalls ein tiefergehendes Interview mit Sean Hickey auf der Naxos Website: http://www.naxos.com/news/default.asp?op=790&displayMenu=Naxos_News&type=2#
Ich habe das Gefühl, dass es sich hier um einen Künstler handelt, der wirklich den Prozess eines Interviews geniebt: Fisher meint: “Genauso wie ich ich auftreten mag, erleichtert es mich, einige meiner Gedanken über das Klavierspielen mitzuteilen. Es ist eine Befreiung von der Begrenzung, in der man sich oft als Musiker wiederfindet, wenn man als Vorbereitung auf seine Konzertprogramme stundenlang übt.”
Fisher zeigt im Hinblick auf all seine Unternehmungen auberordentlichen persönlichen Elan und das wird auch bei seiner jüngsten Aufnahme The Mighty Handful deutlich. Die Aufnahme von Piano Werken von einer Gruppe russischer auf Komponisten, wurde im Juni auf dem Chandos Label veröffentlicht, wobei deren interessantes Werk und Einfluss auf die bekannteren “Schwergewichte” der russischen Schule unter den fähigen Händen von Fisher hervorgehoben wird. Ihm gelingt die inspirierendste musikalische Darstellung, die er angemessen mit seinen Beiheft begleitet, und erklärt er sein emotionales Unternehmen, diese Werke mit einem frischen und individuellen Ansatz zu erkunden zu wollen. Obgleich wohlverdiente Anerkennungen als Album der Woche von John Suchets Classic FM hereinkommen, glaube ich aber, dass es Fishers Auftritte wie seine jüngste Darbietung für das Chandos Label (als Label des Jahres benannt) im April 2011 bei den ‘International Classical Music Awards’ sind, die ihm die Öffentlichkeit bringen, die er verdient.
Diese herausragende Preisverleihung, die in der ‘Tampere Hall’ in Finnland abgehalten und von 1600 Leuten besucht wurde, umfasste Musiker und Repräsentanten der Labels aus der ganzen Welt, brachte den jungen Fisher mit Prokofjews erstem Piano Concerto [und] mit Hannu Lintu als Dirigenten auf die Bühne. Zur illustren Gesellschaft der Preisempfänger gehörten Esa Pekka-Salonen als Künstler des Jahres, Menahem Pressler als Gewinner für die Auszeichnung des Lebenswerkes und David Kadoush als der junge Künstler des Jahres.
Wie der international bekannte Stephen Hough und Mentor von Fisher von sich aus den Kommentar gab: “Philip Edward Fisher ist ein Pianist mit all den Qualititäten der Technik und des musikalischen Könnens, die [auch] andere haben, aber mit dem Zusatz einer undefinierbaren Zutat, die den Zuhörer in Bann zieht und gefangen hält. Er hat etwas Einzigartiges zu sagen und die Möglichkeiten, es am Klavier mit Intelligenz und Wärme mitzuteilen.”
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