Wow! Was für eine Eröffnung! Dieses Gitarrenkonzert beginnt in der Tat mit so ziemlich allem, was die Gitarre heute ausmacht, und das komprimiert auf die erste Minute des ersten Satzes! Das könnte Rodrigo sein, aber auch Jimi Hendrix, es könnte mexikanische Folklore sein aber auch etwas von Paco de Lucia. Wenn sich die Musik “einpendelt”, bemerkt man zudem unverkennbare Einflüsse der frühen US-amerikanischen Moderne, die bei dem Komponisten Robert Beaser (*1954) mehr an Antheil oder Copland gemahnt, als an die Minimalisten, mit denen US-amerikanische Musik heute zumeist und viel zu kurz gegriffen gleichgesetzt wird.
Robert Beaser gab im zarten Alter von 16 Jahren sein Debüt als Dirigent in Boston, und das auch noch mit einer eigenen Komposition! Er studierte bei Toru Takemitsu, William Steinberg, Goffredo Petrassi und Earle Brown, neben vielen anderen Namen, die in seiner Biografie sofort ins Auge fallen. Sein Lebenslauf liest sich sehr beeindruckend, und Orchester wie das New York Philharmonic oder das Chicago Symphony Orchestra bestellen bei Robert Beaser gern neue Werke. Dirigenten wie Leonard Slatkin, Dennis Russel Davies, David Zinman und José Serebrier sind bekennende Beaser-Supporter.
Also schon wieder so ein Komponist aus den USA mit einer Bilderbuchkarriere, der in Deutschland kaum bekannt ist! Warum nur?
Mit dem großen José Serebrier und dem hochgradig virtuosen Gitarristen Eliot Fisk stehen auf diesem Album des High End-Labels LINN nun Interpreten bereit, die Beasers Gitarrenkonzert zusammen mit einem glänzend disponierten schottischen Nationalorchester einen geradezu spektakulären Auftritt verschaffen. Ergänzt durch drei weitere Werke, teils für Gitarre solo, teils für Orchester, ist dieses Album eine perfekte Visitenkarte dieses Komponisten und zudem eine glänzende Gelegenheit, um sich mit einer interessanten kompositorischen Stimme aus den USA vertraut zu machen, die man eigentlich besser kennen müsste.
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