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Reflektieren über Werke in Bearbeitung: Neue Musik beim ‘River to River Festival’

Für seine Vielfältigkeit hinsichtlich innovativer kultureller Veranstaltungsproduktionen bekannt, wurde das faszinierende Programm dieses Abends für das ‘River to River Festival’ von Beth Morrison verwirklicht. ‘River to River’ fördert kulturelles Leben, besonders in ‘downtown Manhattan’ und das Beth Morrison Projekt stellt seine schöpferische Initiative in den Dienst der Planung dieser Veranstaltung. Das Programm des Abends umgab mich mit Kerzenlicht und surrealen Videoinstellationen im Hintergrund, als eine Kostprobe der fantastischen Zusammenarbeit und den Austausch unter den anwesenden Musikern.

Paola Prestini, eine der dynamischen Komponisten, die zusammen mit Missy Mazzoli und Nico Muhly auftrat, teilte (deren Werke feierlich vom ‘Trinity Choir’ unter der Leitung von Julian Wachner beim Festival aufgeführt wurden), nahm sich die Zeit, mir die Darbietung ihres [Stückes] House of SolitudeA Poet’s Labyrinth näher zu bringen. ”Das Werk ist noch in Arbeit” erläuterte sie, “und die vollendete Version wird im Jahre 2013 am ‘Krannert Center’ Premiere haben. Der KBOW, der Neils Bogen ist und vom berühmten Keith McMillan erfunden worden war, bringt Sounddateien und Effekte hervor, aber setzt schießlich Licht und Film in Gang. Daran arbeiten wir und erweitern das Stück…Keith erfand Zeta Instrumente und Neil führt überzeugend auf .” Mit berauschenden Bewegungen, die Klangwellen jenseits des Klangbogens entstehen zu lassen scheinen, gab der brilliante Cornelius Dufallo.

Prestinis Werk in Verbindung mit einem konzeptionell surrealistischen und amorpfen, stimmungsändernden Video zum Besten, das von Carmen Kordas entworfen worden war und auf einem im Hintergrund runtergelassenen Bildschirm gezeigt wurde.

Mazzoli am Keyboard spielte mit der ausdrucksvollen Violinistin Nadia Sirota zu den Videos von Jennifer Stock wie auch von Alice Lovejoy. Das Zusammenspiel dieses Duos war schon vorher gefühlvoll erkundet worden. Und auch Mazzoli reflektiert hinsichtlich dessen, was noch in Arbeit und macht [so] das Leben selbst zu einem selbstreflektierten Werk, dass noch in Arbeit ist, zu einer Konstante in ihrem Leben.

“Das Abenteuer das Auftretens, des Komponierens, des [Musik-] Unterrichtens und des Produzierens, wobei man nie weiß, was morgen passieren wird…”ist ihre Idee mit Musik Spaß zu haben.

“Ich entwickle fortwährend meine eigene Stimme und verändere sie, sie wird immer von neuen Genres beeinflußt, von neuen und alten Komponisten wie auch von den bildenen Künsten. Das verändert unabdingbar das, was ich schreibe. Zum Beispiel, im Moment fasziniert mich der visuelle Einfluss von Sol Levitt oder die Musik von John Luther Adams; es beindruckt mich, wie man ein Stück aus diesen Mustern schaffen und so diese Kollagen schaffen kann,” meint Mazzoli. Das schließt nicht ihre Faszination für den Klassizismus Beethovens aus.

Was laut Mazzoli das beste war, was ihr je passiert ist, war im Alter von 21 Jahren die Gelegenheit zu haben, dank Fulbright Stipendiums Zeit in Amsterdam verbringen zu können, wo sie bei Louis Andriessen studierte, der von ‘Musical America‘ zum Komponisten des Jahres 2010 ernannt worden war. Sie beschreibt diese Zeit ihres Lebens als eine entscheidende Erfahrung in ihrem Leben, als sie in Clubs auftrat, Shows auf die Bühne brachte und mit ihrer ersten Band hills not skyscrapers herumtingelte. Nach ihrer Rückkehr und der Erlangung eines Master Abschlusses von der Yale Universität hatte sie verschiedene, miteinander in Zusammenhang stehende Positionen inne, die vom persönlichen Assistenten von Meredith Monk bis zu einer Führungsposition reichten, als sie das von Philip Glass gegründete MATA Festival leitete, wo sie als eine der Aufretenden angefangen hatte. Alles hängt miteinander zusammen und es geht darum, in der Öffentlichkeit zu stehen und mit Auftrittskünstlern zusammenzuarbeiten, die dann Freunde und zu einem Netzwerk werden, die konstant zu größeren und besseren Dingen führen.

Der Aufnahmeproduzent Judd Greenstein, ein guter Freund von Mazzoli, nahm auch ihr erstes Album Cathedral City auf, das von ihrer nur aus weiblichen Mitgliedern bestehenden Band Victoire im letzten September herausgegeben wurde und als eines der besten klassischen CDs im Jahre 2010 von NPR National Public Radio, der New York Times wie auch von Alex Ross vom ‘New Yorker’ Journal plaziert wurde, der Mazzoli als “führend unter den New Yorker jungen Modernen” beschrieb.

Obwohl sie es als rein zufällig beschreibt, dass alle Auftretenden bei Victoire weiblich sind, begrüßt sie die Gelegenheit auf einem Gebiet mit Frauen zusammenzuarbeiten, das immer noch zu einem gewissen Grad von männlichen Komponisten wie auch Instrumentalisten dominiert wird. Das Quintett, das Mazzolis elektrisch verstärkten Werke spielt, wurde im Jahre 2008 gegründet. Mazzoli spielt normalerweise nicht viel von ihren eigenen Werken; stattdessen nimmt sie Auftragsarbeiten von Künstlern aus aller Welt an. Das Kronos Quartett, Eight Blackbird und das American Composers Orchestra sind unter ihren vielen regulären Auftraggebern.

Bevor Mazzoli, die tatsächlich ein bisschen Lampenfieber eingestand, sich für ihren Auftritt an diesem Abend in der Trintity Church, dem Veranstaltungsort des Festivals, vorbereitete, sprachen wir über das Medium der Oper, das momentan musikalische Entdeckungen zu berherrschen scheint. Während die Nachrichten über Nico Muhlys großartige Produktion und Opern-Debüt in Londen gerade in den Schlagzeilen nachzulesen waren, bemüht sich Mazzoli ganz ähnlich, das Medium eines Orchesterstückes oder eines Liederzyklus für eines ihrer neuen Projekte zu erweitern. Von einem Thema inspiriert, das auf dem Leben der nordafrikanischen Entdeckerin Isabelle Eberhardt basiert, was ihrem Empfinden nach eine größere Inszenierung, verschiedene Stimmen und eine zeitliche Ausdehnung erfordert, plant sie eine Oper zu produzieren, die eine abgespeckte Version dessen ist, was normalerweise als eine Opernproduktion gesehen wird, aber dennoch alle wichtigen Bestandteile beinhaltet.

“Die Leute werden sich darüber klar werden, dass die Definition der Oper eine flexible ist. Man braucht nicht Millionen [an Geldern] für eine volle Besetzung von Divas und die MET [Metropolitan Opera]. Meine Oper wird aus einem Fünf-Personen-Orchester, fünf Solisten, Projektionen, einer Videoproduktion bestehen und wird es schaffen, die Geschichte mit verschiedenen Stimmen, Librettos usw. erzählen…und mit der kompletten Inszenierung. Unterstützt durch Gelder der Jerome Foundation, an denen jüngst auch andere Teil hatten, wird es sich um eine ca.70 minütige Aufführung im The Kitchen, einem Black Box Theater mit voller Bühnenaustattung handeln.

‘River to River’ und das Beth Morrison Projekt planen momentan ein ausgefeiltes Programm mit den gleichen Teilnehmern, um den 75-jährigen Geburtstag von Philip Glass zu feiern.

Für Paola Prestini siehe: http://www.paolaprestini.com/

Für Nico Muhly siehe: http://www.nicomuhly.com/

Für Missy Mazzoli siehe: http://www.missymazzoli.com/

Published inNaxos Nachrichten

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