Nun in ihrer10. Saison haben die ‘Jupiter Symphony Chamber Players’ ihren speziellen Platz im Herzen von Musikliebhabern aus New York City gefunden.
Nur einen Katzensprung von den Hauptveranstaltungsorten des Lincoln Centers entfernt, bietet die ‘Good Shepherd Presbyterian Church’ an der 152 West 66th Street ein bescheidenes, aber intimes Setting für die Kammermusikreihe, die Jens Nygaard, dem Gründer und Dirigenten des ‘Jupiter Symphony Orchestra’ gewidmet ist, der sowohl für das Publikum in der ‘Alice Tully Hall’ als auch für die Obdachlosen und Opfer von Naturkatastophen spielte.
Seine Musikleidenschaft pries nicht nur bereits gefeierte Werke, stattdessen suchte er weniger bekannte und vernachlässigte Werke oder Komponisten aus, deren Namen in Vergessenheit geraten waren, die er mit großer Anziehungskraft präsentierte. Diese charismatische Persönlichkeit – was den Unterricht und das Musizieren betrifft – berührte das Leben vieler, bevor er im Jahre 2001 verstarb. Der Dokumentarfilm “Life on Jupiter”, der mit einem ‘Emmy Award’ ausgezeichnet wurde, beinhaltet die Erzählungen von Freunden und Kollegen über Nygaards höchst lebhaften und relevanten Einfluss.
Von privater Unterstützung getragen, sowie den enthusiastischen Bemühungen von Mei Ying, der Managerin der Chamber Players und Witwe von Nygaard, sowie von dem ehemaligen ersten Fagottisten und jetzigen Musikberater Michael Volpert, ist die Reihe der Fortsetzung von Mr. Nygaards künstlerischer Suche nach schöner Musik und interessanten Aufführungen gewidmet. Diese bietet weiterhin Auftrittsmöglichkeiten für einige der ehemaligen Orchestermusiker wie für talentierte Gastkünstler.
Ein kleines aber loyales und sachkundiges Publikum folgt dieser Suche, die auf der Basis eines sehr geringen Budgets stattfindet. Tickets sind nicht teuer. Die Auftritte finden im Rahmen eines Nachmittags- (14 Uhr) und Abendprogramms (19.30 Uhr) an zwanzig Montagen statt.
Die Auftrittskünstler stammen von einer Liste erstklassiger, international auftretender Künstler und erkunden außer der Standard Tonskala, beachtenswerterweise ein ausgesuchtes, höchst selektives Repertoire.
Dies bedeutet natürlich intensive Probestunden für die Musiker, die oft wenig bekannte Musik erlernen und innerhalb des gleichen Wochenendes zusammenstellen müssen. Typischerweise finden diese Proben im Zuhause einiger aktiv engagierter Freiwilliger statt.
Das Ärztepaar Leslie und Harmar Brereton, bietet regelmäßig seine Unterstützung an. Als eine der loyalen Gönnerinnen, auf die die Jupiter Musiker zählen können, ist Leslie selber eine Amateurpianistin und genießt es, ihren großartigen Steinway Klavierflügel und Musikraum mit den hart arbeitenden Musikern zu teilen, die ihr Heim nie hungrig verlassen müssen. Ihre großzügige Gastfreundchaft reicht dahin, dass sie ihr Zuhause gegenüber dem Lincoln Center einigen der Jupiter Musiker anbietet, die von außerhalb der Stadt anreisen um aufzutreten.
An diesem besonderen Samstag gesellten sich, der Pianist Roman Rabinovich und der Violinist Dimitri Berlinsky als Gastkünstler den drei regelmässig auftretenden Jupiter Spielern, der Cellistin Inbal Segev, dem ehemaligen ersten Klarinettisten bei Jupiter Vadim Lando und dem ehemaligen ersten Hornisten bei Jupiter Karl Kramer hinzu, um ein herausforderndes Programm vorzubereiten. Die Musiker bilden eine internationale Gruppe, die Stimmung ist freundlich und die Musik ist rührend schön.
Manchmal ist der russische Violinist Rabinovich auf der gleichen Seite mit der israelischen Cellistin Segev, wenn Kramer aus Norwegen über Tempi streitet. Später besänftigt Kramer die Streitigkeiten zwischen dem Russen Lado und Rabinovich, dem anderen Russen am Piano. Der Eindruck ist, dass die Musik nur so lebendig sein kann, weil es Leute, wie diese engagierten hingebungsvollen Musiker gibt, die sich freiwillg entscheiden, den größten Teil des Wochenendes damit zu verbringen, über Nuancen bei der fortwährenden Suche nach Schönheit und Harmonie zu streiten. Eine noch weitere Probe ist nötig, die am Sonntag im Heim des Cellisten stattfinden wird. Und dann natürlich wird die Aufführung selbst am Montag neue Perzeptionen hervorbringen, angeregt von unterschiedlicher Akkustik und der Präsens des Publikums in der Kirche.
“Die Kritiker werden am Nachmittag kommen,” verkündet Mei Ying, die damit beschäftigt bleibt, Stapel von Karteikarten zu sortieren, die die Notizen zum Repertoire des Jupiter Symphony Orchestras während der gesamten Probe enthält. Ihre physische Statur verrät nicht ihre schlichtweg endlose Energie, wenn es darum geht, sich um ihre Agenda zu kümmern: weiterhin Musik zu machen.
Das Programm von Montag, dem 28. März, bietet eine wirklich vielseitige Auswahl, die der Klarinetten Virtuoso Vadim Lando mit Charme vorstellt: “Als ob wir nicht genug Musik zu spielen hätten – wir wurden gefragt, noch ein Stück von Weber, Variationen eines Themas von ‘Silvana’ Op.33 (1811) hinzuzufügen.”
Robert Kahns Serenade in F Moll für Klavier, Klarinette & Horn Op. 73 (1923) ist eines dieser fantastischen Stücke, das man kaum jemals woanders gespielt hören kann. Es existiert in einer Vielzahl von Arrangements für unterschiedliche Kombinationen von Instrumenten. Kahn wurde 1865 in Mannheim geboren und, wie Michael Volpert, der nun die Seiten für den Pianisten Rabinovich wechselt erklärt, Brahms bot Kahn an, ihn als Schüler anzunehmen, als er seine Musik hörte. Aber Kahn, der Brahms bewunderte, wie man leicht in seiner Komposition hören kann, war zu bescheiden, das Angebot anzunehmen. Er wurde jedoch 1914 Direktor der Preussischen Kunstakademie und als der erstaunliche Pianist, der er nun einmal war, hatte er zwei berühmte Schüler: Arthur Rubinstein und Wilhelm Kempff. Er entkam Deutschland im Jahre 1938 und emigrierte nach England.
Der talentierte Pianist Roman Rabinovich, Gewinner des 2008 Rubinstein Wettbewerbs und der herrlich sanft klingende Violinist Dmitri Berlinsky gaben in Mozarts Piano Trio K.548, das seine “Jupiter” Symphonie antizipert, den Ton an.
Nach der Pause, in der Plätzchen serviert werden, bekommt Karl Kramer die Gelegenheit, in vier Oktaven, hauptsächlich für sich selbst spielend, in einem Haydn Divertimento a tr’e für Horn, Violin und Cello mit dem Horn zu glänzen.
Aber der absolute Höhepunkt des Programms ist ist das letzte aufgeführte [Stück]: Schoenbergs “Verklärte Nacht” Op. 4 (1899) Transkription von Eduard Steuermann im Jahre 1932 für Piano Trio. Die Abschrift des Original Streich-Sextetts wurde von Schoenberg erlaubt, obwohl er nie das fertiggestellte Stück seines talentierten Schülers Steuermann hören konnte. Ich glaube, er hätte es sehr gemocht. Die Cellistin Segev überzeugt auf sichere und dennoch seelenvolle Weise; ihre schönen tiefen Töne verflechten sich mit Berlinksys herzempfundenem Dialog, der das sich entfaltende Drama zu seinen melodischen Höhen treibt. Der Pianist Rabinovich vereinigt die empfindsamsten Momente mit seinem äußersten Pianissimo und dehnt anscheinend Zeit aus, bis er einen virtuosen Tumult mit all der Kraft seiner wohl balancierten Hände über der Tastatur kreiert. Auf dem romantischen Gedicht von Richard Dehmel basierend, wurde das Stück zusammen mit Schoenbergs Originalwerken von Steuermann bei einer privaten Musikgesellschaft aufgeführt, die von Schoenberg gegründet und zu dieser Zeit von Kreisen um Berg, Webern und ihm selber frequentiert wurde. Michael Volpert zufolge waren Kritiker nicht zugelassen. Alfred Brendel war ein Schüler von Steuermann gewesen.
Michael Volpert, der Erzähler, liebt es die Zuhörerschaft einzubinden und seine höchst sachkundige und zurückhaltende Art und Weise, interessante Details zu beschreiben, bringen in mir den Wunsch hervor, mehr über den Hintergrund eines jeden der aufgeführten Stücke zu hören. Volpert hat mit Nygaard im ‘Jupiter Orchestra’ zusammengearbeitet und ist dem Mann nähergekommen und ans Herz gewachsen, den er als eine ”außergewöhnliche Persönlichkeit beschreibt, dessen Charisma einfach Leute anzog”
Er fährt fort mitzuteilen, wie er an der Programmarbeit für die Jupiter Reihe beteiligt wurde: ”Ich mochte sehr die Tatsache, dass Jens ungewöhnliche Werke aufgeführte – wir teilten diese Leidenschaft. Zu diesem Zeitpunkt versuchen wir wahrscheinlich noch mehr, diese Balance zu halten.”
Also, wie wählt man das Programm aus und welches Stück für welchen Künstler?
Es scheint ein Prozess zu sein, der keine bestimmte Regel hat, sondern der sich entsprechend den Gegegenheiten entwickelt und ans Ziel gelangt: ”Zuerst machen wir eine Liste mit Daten und stellen, wer wann zur Verfügung steht. Sobald wir die Musiker haben, wählen wir entsprechend den Stil aus. Jeder Künstler hat einen persönlich unterschiedlichen Ansatz, unterschiedliche Präferenzen und unterschiedliche Dinge anzubieten. Einer mag eine brilliante Technik haben, während ein anderer einen besseren Ton liefert. Der eine ist großartig, was das romantische Repertoire betrifft, andere ziehen das Moderne oder Klassische vor. Normalerweise wähle ich ein größeres Stück und baue das Programm darum herum auf, manchmal bemühe ich mich um mehr Abwechselung innerhalb eines Programms; manchmal sind die Stücke auf historische Art und Weise miteinander verbunden und das Programm wird thematisch.
“Aber am allerwichtigsten: was wir machen, machen wir, weil wir Musik lieben und es mögen, mit anderen Musikern zusammen zu sein. Einige sind jede zweite Woche hier, manche zweimal im Jahr und wir sind alle Fans. Die Musiker müssen es geniessen, gemeinsam Musik zu machen. In diesem Hinblick sind wir eine ‘Community’, und inzwischen sind viele Freundschaften geschlossen worden.
Aber während die Musiker auf ihrem höchsten Niveau sein müssen, muss die Musik interessant, aber nicht jedes Stück ein Meisterstück sein. Das wäre in der Tat nicht wünschenswert – Volpert zufolge: ”man kann nicht nur Kaviar haben! Jede gute Mahlzeit ist ausgewogen; man möchte auch ein paar Kartoffeln haben.”
Um mehr über die Jupiter Chamber Music Players zu lesen, gehen Sie auf ihre Website: http://www.jupitersymphony.com/
Das nächste “out of this world” Programm am 11..April 2011 wird [folgende] Künstler zu Gast haben: den CMS Pianisten Alessio Bax; Cynthia Phelps, die erste Bratschistin der ‘New York Philharmonic’ und den Violinisten Stephan Jackiw, Gewinner des 2002 ‘Avery Fisher’ Stipendiums.
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