Zum Inhalt

Schlagwort: Robert Schumann

Horn-Werke mit Markus Maskuniitty in grandioser Aufnahme

Für Robert Schumann gab es bestimmte Zeiten, in denen er sich einem bestimmten Instrument, einer bestimmte Form zuwandte. Stark abhängig von den äußeren Umständen, ließ er sich dazu hinreißen, seinen inneren Ideen Ausdruck zu verleihen, seien es die Klavierwerke seiner frühesten Schaffensperiode, seine Lieder während der intensivsten Phase seiner Faszination für Clara Wieck – oder die Werke für das Ventilhorn. Dieses Instrument begeisterte ihn ausgerechnet im Jahr 1849, dem Revolutionsjahr in Deutschland.

Dinu Lipatti Collection – 100th Anniversary Edition

Pianistischen Legenden begegne ich immer mit einer Mischung aus Respekt (vor dem Künstler und seinen unbestrittenen Verdiensten) und einer gewissen Skepsis. Denn allzu oft, so scheint mir, liegen musikalische Wahrheit und verklärende Dichtung weit auseinander. Die pianistischen Ikonen der Vergangenheit sind, nach heutigen technischen und interpretatorischen Maßstäben gemessen, oft auch nur „sehr gut“ und keine Götter. Sicher, sie waren allesamt ihrer Zeit voraus, aber ihre Überhöhung und Glorifizierung macht es den aktuellen Pianisten-Generationen schwer. Es ist fast so, wie bei der Fabel vom Hasen und dem Igel. Wo auch immer der junge Interpret sich auch hinwendet, scheint eine „Legende“ aufzuspringen und „Ich bin schon hier“ zu rufen. Adieu Standard-Repertoire.

Freilich: Es gibt Legenden der Vergangenheit, die, auch objektiv betrachtet, Einzigartiges geschaffen haben. Der Rumäne Dinu Lipatti (1917–1950) war (und ist) so eine Ausnahmeerscheinung. Abseits der Mythen (und Mystifizierung) des jungen, genialen, todkranken Pianisten, der die Musik der jungen, dem Tod geweihten Romantiker, wie Schumann und Chopin so einfühlsam wie kein Zweiter spielen konnte, war Lipatti nicht nur ein Jahrhunderttalent, sondern ein technisch bemerkenswert reifer, vollständiger Pianist. Seine Fähigkeiten als Dirigent und Komponist werden in nicht unerheblichen Maße dazu beigetragen haben, ihn unter den großen Pianisten des 20. Jahrhunderts hervorstechen zu lassen.

Michael Gielen Edition Vol. 4: 1968–2014

Im Juli dieses Jahres wird der Dirigent Michael Gielen 90 Jahre alt. Auch wenn der Maestro im Oktober 2014 bekannt gab, aus gesundheitlichen Gründen seine Dirigentenkarriere zu beenden und keine Konzerte mehr zu geben, so ist sein Ruhm und seine Wirkung, vor allem im Ausland, ungebrochen. Als langjähriger Chefdirigent des SWF Sinfonieorchesters Baden-Baden, das 1996 in SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg umbenannt wurde, prägte er die deutsche Orchesterkultur nachhaltig. Er führte den Klangkörper mit Disziplin, Präzision und Bescheidenheit in die Weltspitze und blieb ihm auch nach seinem Ausscheiden als Chefdirigent 1999 als ständiger Gastdirigent (seit 2002 als Ehrendirigent) eng verbunden. Die Michael Gielen Edition zeichnet in zehn geplanten Volumina das Wirken dieser lebenden Legende nach. Dafür hat man tief in den Radioarchiven gegraben und einzigartige Schätze zutage gefördert. Nicht wenige von ihnen sind zuvor niemals auf Tonträger erschienen.