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Miranda Cuckson, eine Violinistin mit Elan

 

Miranda Cuckson Foto: J. Henry Fair

Als Teil des diesjährigen Golandsky Institute Summer Symposium and International Piano Festival in Princeton erschien die Geigerin/Bratschistin Miranda Cuckson zusammen mit dem Pianisten Yegor Shevtsov beim Vortrag des renommierten, zeitgenössischen Komponisten Steven Mackey wie auch bei der Konzertveranstaltung des Abends auf der Bühne.

Obwohl die Methode sich ihrem Ursprung nach an Pianisten richtet, ist es dem Symposium in jüngster Zeit gelungen, die Anwendung der Prinzipien des Taubman Ansatzes auszuweiten und auf andere Instrumente anzuwenden. Dank des aktiven Engagements eines Fakultätsmitglieds, der britischen Violinistin Sophie Till, und der Mitbegründerin des Instituts und künstlerischen Leiterin Edna Golandsky ist der Ansatz auf innovative Weise für Violinisten verwirklicht worden.

 

Während das Festival seinen Schwerpunkt vornehmlich auf ein klassisches Auftrittsprogramm und Repertoire ausrichtet, stellt Edna Golandsky ein überzeugendes Aufgebot an Jazz mit Auftrittskünstlern des Berklee Global Jazz Institute unter der künstlerischen Leitung von Danilo Perez, wie auch einige neue Musik zeitgenössischer Künstler vor; Golandsky, eine allem Neuem gegenüber aufgeschlossene Musikerin steht hinter der Inklusivität ihrer Programmauswahl. Der Schwerpunkt liegt auf der Vortrefflichkeit des Auftritts, egal um welches Genre es sich handelt.

Miranda Cucksons Teilnahme vereint all diese Fähigkeiten auf eine besonders bemerkenswerte Weise. Ihre Fähigkeit, das traditionelle Violinen Repertoire darzubieten ist recht überzeugend und mit großartigem Glanz gelingt es Cuckson mit ihrer virtuosen Darbietung der im Jahre 1996 von Steven Mackey geschriebenen Sonate für Violine und Piano ohne Mühe eine Verbindung zum Publikum herzustellen.

Der sympathische Steven Mackey stellte vor der Darbietung sein Werk beim Vortrag am Golandsky Institut vor; die Präsentation war eine wunderbare Gelegenheit, eine persönlichen Begegnung mit dem Komponisten, Grammy Preisträger und derzeitigem Leiter der Musikfakultät an der Princeton University zu erleben. Mackey wies mit der Hilfe von Cuckson und Shevtsov auf die Unterschiede zwischen dem Ansatz eines klassisch ausgebildeten Auftrittskünstlers und der emotionalen Reaktion eines in der Improvisation geübten Musikers hin, zum Beispiel bei einem Musiker mit einem Rockmusikhintergrund, wie es bei ihm selbst der Fall ist..

Cuckson, Mackey, Shevtsov

Shevtsov, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, für Cuckson eine einfühlsame und elegante, pianistische Begleitung zu bieten, traf anfangs nicht intuitiv die sonderbaren Effekte in Mackeys Konzept mit, aber schließlich stellte er sich auf großartige Weise darauf ein. Von einer tradititionellen, sich an der Partitur orientierenden Musik kommend, sah sich der ausgezeichnete Pianist in Mackeys Musik zwar einer musikalischen Linie, aber einem Mangel an Melodie gegenüber. Sein Takt war fast “zu gut, zu akkurat”, um eine Besänftigung der Tempi und Tonhöhen, wie sie von Sibelius, der computergenerierten Kompositionssoftware konzipiert worden waren, zu erlauben und so in eine Aufführung der Komposition zu übersetzen. Mackeys joviale Haltung reflektierte den Rat seines eigenen Theorielehrers, der ihm für den fall dass er mit Perfektion ringen sollte, gesagt hatte: “Du musst einen trinken gehen.” Nach ihrem ersten Durchgehen des Stückes hatte Shevtsov dann keine Schwierigkeiten das Material mit der nötigen Lässigkeit wiederzugeben, die er beim Auftritt am Abend, mit großer Flexibilität und Sensibilität demonstrierte.

Die Gegenwart des Komponisten erschien für die Konzeption des Stückes von außerordentlichem Wert. Er betrachtet seinen eigenwilligen Stil durchaus als ein individuell ersonnenes, buntes Gemisch musikalischer Stile, die entsprechend struktureller Prinzipien durch einen langen Kompositionsprozess  seine eigenen, höchst persönlichen, musikalischen Ideen optimieren. Ebenso bemerkenswert ist Mackeys Verständnis seiner Rolle als Wegbereiter, der die zwei Musikwelten überbrückt, die eine traditionell und von der Partitur bestimmt, eine Welt, in die er im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal eintauchte, als für ihn, einen Improvisationsmusiker, der in Rockbands spielte, die Faszination mit klassischer Musik seinen Anfang nahm.

Für Cuckson, die mit der Leidenschaft für die Musik im Haus eines Pianisten und eines Komponisten/Pianisten aufwuchs, schien die Dialektik zwischen traditionellem und zeitgenössischen Vokabular nie einen Einfluß auf ihr breites musikalisches Spektrum gehabt zu haben; sie fühlt sich gleichermaßen in beiden Welten wohl. ‘Ich war mir immer der Musik, die zur Zeit geschaffen wird, bewusst, besonders während meines Graduierten-Studiums bei Julliard; die Leidenschaft meines Lehrers Robert Mann für neue Musik, für die er sich mit dem Juilliard Quartet einsetzte, hatte einen großen Einfluß auf meine Begeisterung,” meint die junge Künstlerin.

Geschäftig trat Cuckson mit einigen unterschiedlichen Kammerkonzertgruppen auf, eine von ihnen war ACME, die ein spezielles Interesse an zeitgenössischer, amerikanischer Musik haben und dieser einen herausragenden Platz einräumen. Zu dieser Zeit ergaben sich so viele Gelegenheiten, es gab einen Boom neuer Ensembles, die in jüngter Zeit von größeren Institutionen eingeladen wurden und es ermöglichten, Musik zu machen  und sich auch damit zu ernähren.“ Die Leute verlieren auch langsam ihre Angst vor neuer Musik … es gibt so viele Arten Musik zu komponieren, die es sich lohnt zu verfolgen.”

Sie besitzt eine ganz natürliche Selbstsicherheit , die ihr hilft, die Botschaft jeglicher Musik, die sie aufgreift, zu vermitteln und so dieses Material zu neuen Höhen bringt. Cuckson sieht sich auch weiterhin als einflußreiche Kraft in der Musik in ihrer Rolle: als Auftrittskünstlerin, sowohl als Solistin und Kammermusikerin an der Bratsche und Geige, als Wegbereiterin, indem sie Werke in Auftrag gibt, und auch als Lehrerin. Sie gibt ihr Können bereits in ihrer Rolle als Fakultätsmitglied des Mannes College an die jüngere Generation weiter.

Während des Abendauftritts im Princeton McCarter Berlind Theater fand Cuckson, die am Konzerflügel nur mit wenig Abstand vom Keyboard entfernt stand, um so ein harmonisches Wechselverhältnis mit Shevtsov zu gewährleisten, schnell mit ihrer Bühnenpräsenz die Verbindung zum Publikum her. Bei der Probe gab sie eine Bemerkung zum Blendeffekt ab, der ein Ergebnis zu starken Bühnenlichts war: “Ich möchte gerne in der Lage sein, zumindest einen Teil des Publikums sehen zu können!” Diese Kommunikation zwischen Künstler und Publikum ist spürbar bei ihrem Spielen, welches durch und durch lebendig ist.

Cuckson ist bereits in die Produktion von zwei CDs einbezogen, die von dem neuen Urlicht Audio Visual Label bald herausgegeben werden sollen. Die erste, Melting the Darkness, ist eine Zusammenstellung von Werken lebender Komponisten für Solo Violine und Elektronik.  Cuckson spielt Werke, indem sie Mikrotöne verwendet, die besonders ausdrucksstark, technisch anspruchsvoll und für das Ohr veredelt klingen. Die elektronische Musik beinhaltet verschiedene Software Programme und unterschiedliche Ansätze. Herausgestellte Komponisten auf diesem Album sind Iannis Xenakis, Georg Friedrich Haas, Oscar Bianchi, Christopher Burns, Alexander Sigman, Ileana Perez-Velazquez und Robert Rowe und mit allen hat Cuckson während der letzten zwei Jahre zusammengearbeitet.

Die zweite Zusammenstellung ist eine Disk, die amerikanische Komponisten zum Thema hat, mit dem Pianisten Blair McMillen, welche sowohl “Roger Sessions: Sonata for Solo Violin” seine erstes Fortsetzungsstück aus den Fünfziger Jahren als auch Elliot Carters “Duo,” ein umfangreiches Werk, das in den Siebzigern Jahren geschrieben wurde, herausstellt; die CD bietet auch Jason Eckardts “Strömkarl,” das für diese Aufnahme in Auftrag gegeben worden war und im Mai 2013 seine Premiere hatte. Die gesamte Auswahl bietet für Cuckson eine willkommene Gelegenheit, ihre Beherrschung der komplizierten Organisation und musikalischen Komplexität zu demonstrieren.

 

von Ilona Oltuski

 

 

Published inGrenzüberschreitend

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